Wenn heute am späten Nachmittag die Sonne untergeht, beginnt die Zeit der Rauhnächte, die dunkelste Zeit zwischen den Jahren in der nicht nur die Wilde Fahrt, ein Heer angeführt von der Percht durch den Nachthimmel zieht.
Es ist die beste Zeit, um durch das „Lösseln“ die Schicksale des nächsten Jahres erkunden. Auf Wegkreuzungen, auf Friedhöfen, am besten aber unter Zwetschgenbäumen.
Abends nach dem Betläuten geht man dafür zum ältesten Zwetschgenbaum den man kennt, schweigend und ohne sich umzusehen – denn wer sich umsieht, der bekommt unsichtbar dargereicht eine dermaßene Watschn, daß man bis Lichtmess noch alle fünf Finger auf der Wange sieht. Wichtig ist zudem, sich durch nichts und niemanden während seines Tuns erschrecken zu lassen, denn dann heißt es, würde die Finsternis Macht über den Lössler bekommen.
Der Zwetschgenbaum will wissen, weshalb man fragt, sobald man es ihm erklärt hat, darf man am Baum schütteln; die herabfallenden Äste werden als Bild die Antwort geben.
Nun muss man noch auf die Umgebung horchen: Hört man irgendwo Musik, kann das eine Hochzeit im kommenden Jahr versprechen, Nebelbänke bilden Zeichen und wenn irgendwo ein Hund bellt, so soll das eine Warnung sein…